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Elbrus - eine eisige Odyssee.


Teil 2: Umkehren oder weiter zum Gipfel?

Nach einem Anstieg von etwa Zehn Minuten aus der Ortschaft Dschili Su an der Nordseite am Fuße des Elbrus, die eher Bretterverschlag als Ortschaft ist, gelange ich auf eine Anhöhe und plötzlich eröffnet sich mir ein wundervoller Anblick. Vor mir erstreckt sich eine weite Ebene, durch die sich ein breites Flussbett unaufhaltsam ihren Weg bahnt. Dahinter thront majestätisch der Elbrus mit seinem Doppelgipfel und seinen riesigen Gletschern, die zugleich die Quelle dieses Flusslaufs sind. Auf der linken Seite des Flussufers erblicke ich in der Ferne die Emanuel Wiese und somit auch das Basecamp auf ca. 2600 Metern über dem Meeresspiegel.

Rechts des Flusses erblicke ich ein paar Hütten von Schaf- und Ziegenhirten, die ihre temporäre Behausung jedoch bereits vernagelt haben, denn der Winter steht bereits vor der Tür und kaum eine Menschenseele kommt zu dieser Jahreszeit hier noch vorbei, geschweige denn versucht den Elbrus zu besteigen. Eine steife Brise bläst mir ins Gesicht und meine langen Haare stehen quer in der Luft, während ich mich an diesem phänomenalen Anblick erfreue.

Ich marschiere voller Tatendrang auf den Fluss zu und halte Ausschau nach einer Passage, um trockenen Fußes an das andere Flussufer zu gelangen. Der Wasserstand ist niedrig genug, so dass ich mit ein paar gekonnten Tritten und Sprüngen über ein paar große Steine, präparierte Balken und Holzbrücken problemlos hinüber komme.

Nachdem ich das steile Geröllfeld hinauf steige, befinde ich mich auf der riesigen Wiese, die im Sommer übersät ist mit Blumen und durch das frische Gras in kräftigem Grün leuchtet.

Ende Oktober sind die Tage jedoch bereits sehr kurz und extrem kalt, wodurch die gesamte Ebene etwas verdorrt erscheint. Ich schaue mich ein wenig um, um einen geeigneten Zeltplatz für die nächsten Tage zu finden. Idealerweise möchte ich in der Nähe der Aufstiegsroute mein Zelt aufbauen, damit ich keine allzu langen und unnötigen Wege habe. Ich entdecke einige weitere eingezäunte Hütten und finde einen Trampelpfad, der anscheinend hinauf zum nächsten Camp führt. Perfekt, ein kleines bisschen abseits davon werde ich mein Zelt aufstellen. Es scheint, als wäre ich der einzige Bergsteiger, der gerade hier ist. Ich sehe lediglich eine Hand voll Männer, die verschiedene Arbeiten an den Zäunen und Hütten erledigen. “Machen sie das Camp gerade Winterfest, um bald ins Tal hinab zu steigen?” Ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden, setze ich meinen Rucksack an einer flachen Stelle ab und beginne damit, mein Zelt mit Blick auf den Elbrus aufzubauen.

Um mich herum streunen vier Ziegen umher und schauen mir neugierig zu, in der Hoffnung, dass sie eventuell einen Happen zu Essen von mir ergattern können. Nachdem das Zelt aufgestellt ist und Schlafsack und Isomatte ausgebreitet sind, bemerke ich, dass ich ebenfalls hungrig bin. Also setze ich mich ins Zelt und begutachte mein “Carepaket”, welches mir meine großzügigen Gastgeber mit auf den Weg gegeben haben. Ich finde ein paar Stücke Fladenbrot und lasse sie mir schmecken. Ich blicke hinauf zum sonnenbeschienenen Berg und bin zufrieden mit meinem Zeltplatz, denn der Ort und die Lage sind gut ausgewählt. Das ist auch wichtig, denn dieses Camp dient mir die nächsten zwei bis drei Tage als Ausgangspunkt für meine Höhenakklimatisierung.

Ich werfe einen Blick auf die Uhr und bemerke, dass es noch nicht ganz 14 Uhr ist, also entschließe ich mich kurzer Hand noch für einen kleinen Akklimatisierungsspaziergang, denn ich habe noch etwa vier Stunden Sonnenlicht und fühle mich ziemlich fit. Außerdem kann man mit der Akklimatisierung nicht früh genug beginnen, denn ich muss jeden sonnigen Tag nutzen, da das Wetter hier unberechenbar ist. Also stopfe ich mir ein paar Müsliriegel in die Brusttasche, hänge mir die Kamera um den Hals, setze mir meine Gletscherbrille auf und marschiere in südwestlicher Richtung die Anhöhe parallel zum Fluss hinauf.

Es geht über einen schmalen gefrorenen Pfad und ein paar Felsblöcken etwa 300 Höhenmeter am Fluss entlang, bis ich nach ca 20-30 Minuten an ein riesiges Hochplateau gelange. Diese Ebene wird Nemetskiy Aerodrom (2900hm) genannt, was so viel wie “Deutscher Flugplatz” bedeutet.

Die Ebene erhielt diesen Namen, weil die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg hier mit ihren Fliegern landete und den Berg mit einer List einnahm. Zu Propagandazwecken bestiegen die deutschen Soldaten damals nach mehreren gescheiterten Anläufen auch den Gipfel und hissten dort ihre Flagge. Abgesehen von dieser Geschichte ist die Ebene wunderschön anzusehen und es führt ein langer, sonnenbeschienener Weg kerzengerade bis ans Ende der Ebene. Der Elbrus ist nun allgegenwärtig und blickt mit seiner kolossalen Gestalt fast schon spöttisch auf mich hinab. Am Ende der langen, flachen Ebene beginnt ein steiler gewundener Anstieg, der nun komplett im Schatten liegt. Ab hier beginnt die Schneegrenze und da ich nun im Schatten laufe, spüre ich bereits, wie die unerbittliche Kälte durch meine warmen Klamotten kriecht. Ich bin verhältnismäßig leicht angezogen, da ich schnell zum High Camp auf 3800 Metern steigen will und nach wenigen Minuten Aufenthalt sofort wieder absteige, um die erste Akklimatisierung über Nacht in meinem Körper anzustoßen. Hoch steigen, tief schlafen ist hier die Devise.

Nach diesem Anstieg teilt sich der Weg in zwei Richtungen auf, einmal nach Links zu den “Pilzfelsen” auf 3100 Metern. Diese Route wird oft als erster Akklimatisierungsausflug gewählt, denn die Formation aus Vulkangestein ist äußerst schön anzusehen und man kann dort sogar ein wenig bouldern. Ich entscheide mich für den steilen Anstieg über die Flanke zu meiner rechten Seite, um hinauf zum Mondplateau zu gelangen. Da ich den Weg nicht auf Anhieb finde, klettere ich nach Instinkt querfeldein die steile Flanke im Tiefschnee und zwischen großen Felsbrocken hinauf, bis ich an eine weitere Anhöhe gelange. Dort entdecke ich Spuren, die einem Weg im Schnee ähneln und ich steige weiter durch den nun hart gefrorenen Schnee aufwärts. Der Westwind wird nun immer stärker und gnadenloser, weshalb ich immer stärker friere und vor Kälte zittere. Ich versuche dem Temperaturverlust entgegenzuwirken, indem ich meine beiden Kapuzen überziehe, die Handschuhe anziehe und das Tempo erhöhe, damit ich der eisigen Kälte mit Körperwärme durch Muskelkontraktion die Stirn bieten kann. Das gelingt mir zunächst sogar und ich komme ziemlich schnell voran und steige immer höher.

An einer weiteren steilen Flanke wird der Schnee erneut sehr tief und ich versinke mit meinen Salomon Trailrunning Schuhen, die für dieses Terrain nicht gedacht sind, bis zu den Knien. Ich kämpfe mich mit allen Vieren weiter nach oben, wodurch ich jedoch deutlich an Geschwindigkeit verliere und weiter auskühle. Nach dieser kurzen steilen Passage durch den Tiefschnee schaue ich positiv gestimmt wie immer zurück und denke mir, “na wenigstens habe ich den Weg jetzt für die nächsten Tage schon mal vorgespurt”. Ich blicke einmal um mich herum, vor mir, übermächtig der Elbrus und hinter mir, wunderschön und friedlich die weite Ebene des Flugfeldes. Ich bin erneut Mutterseelen allein, nur der Berg, die Kälte, meine Gedanken sowie Empfindungen und Ich. Es ist natürlich alles andere als angenehm in diesem Augenblick, aber dennoch liebe ich diese Momente. Doch plötzlich schießt mir wie verrückt ein extrem heftiger und eisig kalter Wind in meine rechte Flanke und beraubt mich jeder Wärme und reißt mich aus meinen Gedanken. Ich fange an zu frieren und zu bibbern und meine Fuß- und Fingerspitzen werden langsam taub vor Kälte. “Nichts da Norrdine, umkehren ist noch nicht angesagt, denn das High Camp ist noch nicht erreicht", schimpfe ich mit mir im Zwiegespräch und zwinge mich, ob der Kälte weiter zu marschieren. Völlig durchgefroren erreiche ich dadurch das Mondplateau auf 3500 Metern.

Nun verstehe ich auch die Namensherkunft, denn es sieht wirklich wie ein eisiges, verlassenes und lebloses Plateau auf dem Mond aus. Durch den heftigen Wind ist der Schnee komplett steif gefroren und viele einzelne Felsbrocken vulkanischen Ursprungs liegen quer über das gesamte Plateau verteilt. Ein völlig surrealer Anblick! Just in diesem Moment verschwindet die Sonne mit ihren letzten Licht- und Wärmespendenden Sonnenstrahlen hinter den Bergen und überlässt der lebensfeindlichen Kälte nun komplett das Feld. Ich kämpfe mich gegen den heftiger werdenden Wind über das Mondplateau und zwinge mich weiter zu gehen, bis das Tagesziel erreicht ist. Als ich das Ende der Ebene erreiche und völlig durchgefroren vor dem nächsten steilen, mit Schnee überhäuften Anstieg stehe, gestehe ich mir endlich ein, dass ich zu leicht angezogen bin, um weiter zu gehen. Außerdem bin ich völlig durchgefroren und halb erstarrt von den eisigen Winden. Hinzu kommt, dass die Sonne bereits hinter dem Horizont verschwunden ist und es nun allmählich dunkel wird. “Na, gut sagt mein strenges Über Ich und gesteht mir zu, dass 3500 Meter über dem Meeresspiegel für die erste Akklimatisierungstour ausreichend sind und erlaubt mir umzukehren”.

Halb erfroren klopfe ich die Hände in meinen Handschuhe fest zusammen, um die Durchblutung anzuregen und ziehe die Fingerspitzen in den Handschuhen zurück, um eine wärmende Faust zu bilden. Die Kamera fest in der Jacke verstaut, beginne ich im Laufschritt den Abstieg und fege mit Rückenwind über das Mondplateau, die steilen Passagen entlang meiner Spuren durch den Tiefschnee hinab, bis ich wieder hoch über dem Flugfeld stehe. Wie ein Verrückter renne ich hinunter und bin heilfroh, dass die Wärme langsam wieder in meine Glieder zurückkehrt.

Als ich das Ende des Flugfeldes erreiche, ist es bereits stockdunkel und mir bleibt nun nichts anderes übrig, als meine Stirnlampe aus der Jackentasche zu kramen, denn das Mondlicht reicht heute Nacht für den restlichen Abstieg nicht aus. Der Boden und die Felsen sind bereits gefroren und mit einer dünnen Eisschicht überzogen, weshalb jeder Schritt etwas rutschig ist und ich besonders aufpassen muss. Da, wie ihr vielleicht bereits wisst, das Bergsteigen des Nachts zu meinen Spezialitäten gehört, komme ich trotzdem schnell voran, wodurch ich nach einer weiteren halben Stunde Abstieg im dumpfen Licht der Stirnlampe wieder zurück im Basecamp bin und ohne zu zögern in meinem Zelt verschwinde.

Ich krieche umgehend in meinen Schlafsack, um mich, meine Füße und die Daunen aufzuwärmen. Ohne zu zögern baue ich meinen Gaskocher zusammen und bereite mir zwei Päckchen Ramen Nudeln zu, während ich meinen Proviant begutachte.

Im Anschluss an das Abendessen koche ich mir einen Topf voll mit heißem Tee und zwinge mich, ob ich will oder nicht alles auszutrinken. Im Anschluss messe ich meinen Puls und meine Sauerstoffsättigung, um zu sehen, ob ich mich tagtäglich gut akklimatisiere.

Dieses Ritual führe ich nun jeden Tag morgens und abends durch, um zu sehen, ob ich etwas mehr Zeit zur Akklimatisierung benötige oder ob ich womöglich mehr Wasser zuführen muss.

Bei der Höhenakklimatisierung ist die kontinuierliche und ausreichende Flüssigkeitszufuhr enorm wichtig und entscheidend, ob und wie gut sich der Körper des Nachts an die Höhe anpasst und rote Blutkörperchen ausbildet.


Infos zu Höhenakklimatisierung:

Warum rote Blutkörperchen? Soweit ich als laienhafter Nichtmediziner verstanden habe, bildet der Körper zusätzlich rote Blutkörperchen aus, um dem Sauerstoffmangel in großen Höhen gerecht zu werden. Der Sauerstoffgehalt ist in großen Höhen tatsächlich nicht geringer und beträgt in jeder Höhe 21%, jedoch reduziert sich der Umgebungsdruck um grob 0,1 bar pro 1000 Meter, die wir in die Höhe steigen. Auf Meereshöhe haben wir etwa 1 bar Umgebungsdruck, welcher durch die Erdatmosphäre auf uns wirkt. Praktische Faustregel: Das entspricht etwa dem Druck von einem Kilogramm pro Quadratzentimeter auf unserer Haut. Wenn man nun den Elbrus mit 5600 Höhenmetern besteigen will, muss einem bewusst sein, dass man dort nur noch etwa die Hälfte an Umgebungsdruck hat, sprich 0,5 bar. Das hat zur Folge, dass ich mit einem Atemzug zwar das gleiche Volumen an Luft in meine Lunge einatmen kann, aber die tatsächliche Masse halbiert ist und somit die ausschlaggebende Menge an H² Sauerstoffmolekülen nur noch die Hälfte beträgt. Die zusätzlichen und neu ausgebildeten roten Blutkörperchen helfen nun dabei, dass in meinem Blut mehr Sauerstoff als üblich aus einem Atemzug genutzt und durch meinen Körper transportiert werden kann. Unser Körper benötigt für Muskelarbeit, Gehirnleistung und Stoffwechselprozesse effektiv Sauerstoffatome, um die Energie zur Verfügung zu stellen. Mit dem Kohlenstoff in unserem Körper atmen wir dann nach der Energieumwandlung, ähnlich wie eine Maschine CO², also Kohlendioxid wieder aus. Dies kann je nach Körpergröße und Aktivität, laut aktuellen Studien zwischen 0,5kg und 5,5kg CO² am Tag betragen. Wer sich nun übrigens die Frage stellt, ob wir Menschen so zum Klimawandel beitragen, den kann ich beruhigen, denn unser CO² Ausstoß über die Lunge ist Teil des natürlichen, geschlossenen CO² Kreislaufs, denn um dieses CO² auszuatmen mussten wir es vorher in Form von Nahrung (Kohlenhydrate/ C-H Verbindungen und ähnliches) erst aufnehmen.


In diesem Wissen versuche ich deshalb, die optimalen Bedingungen für meinen Körper bereitzustellen und lege mich wohl genährt und mit ausreichend Flüssigkeit in meinem System in den bereits warmen Schlafsack in der Hoffnung, dass mein Körper über Nacht gut arbeiten kann. Draußen hat es bereits minus Zehn Grad Celsius (-10°C) und ich merke, wenn ich mich zu viel in meinem Schlafsack bewege, wie die warme Luft entweicht. Also verkrieche ich mich tief in meinen Schlafsack und Atme in das Innere, damit keine Wärme unnötig verloren geht. Wie eine Mumie liege ich da, meine Bewegungen auf ein Minimum reduziert und schlafe schließlich ein. Nach einer Weile ist es ausreichend warm im Schlafsack und ich habe einen äußerst erholsamen Schlaf. Jedoch ist es extrem nervig, wenn man nachts Wasser lassen muss und dazu den aufgewärmten Schlafsack verlässt. Aber auch dafür gibt es Lösungen!

Am nächsten Morgen wache ich mit den ersten Sonnenstrahlen auf, die im Osten über die Emmanuel Wiese scheinen. Ich ziehe den Reißverschluss meines Zelts auf und erblicke den herrlich, weiß strahlenden Elbrus im Morgenlicht, der nur auf mich zu warten scheint. Vor meinem Zelt sitzen wieder die vier Ziegen, die mich etwas erwartungsvoll anschauen.

Ich verrichte meine morgendliche Routine, putze mir bei kühler Luft im Sonnenschein auf der großen Ebene die Zähne und koche mir anschließend zwei Päckchen Erdbeer- Haferporridge und schneide zwei gefrorene Bananen mit hinein.

Es ist zwar alles andere als ein königliches Frühstück, aber es wird wohl den Zweck des heutigen Tages erfüllen.

Was steht heute eigentlich genau an? Na erneut akklimatisieren zum High Camp auf 3800hm, was sonst?! Da ich mich noch allzu gut an die räudige Kälte des Vortages erinnere, beschließe ich, dass ich heute nicht nochmal in diese Verlegenheit geraten werde. Es ist also Zeit für die schweren Geschütze. Ich ziehe meine lange Unterwäsche aus Merinowolle an und wechsle von der etwas dünneren schwarzen Vaude Wanderhose auf die dicke orange Mammut Schneehose mit innerem Fleece und integrierter Gamasche. Am Oberkörper trage ich ein Odlo Unterhemd, ein T-Shirt, eine Fleece-Jacke und darüber meine rote Vaude Hardshelljacke. Dazu zwei Paar Handschuhe, ein Stirnband und wieder zwei Kapuzen. Das sollte doch für das High Camp locker ausreichen! Ich lasse mein Zelt erneut stehen, denn ich entscheide mich aufgrund des Wetterberichts und zur Sicherheit dazu lieber eine Extrarunde zu drehen und Akklimatisiere mich einen weiteren Tag. Ich ziehe den Reißverschluss meines Zelts zu, als plötzlich jemand hinter mir steht und mich fragt, was ich heute mache. Ich drehe mich um und sehe einen etwa 38 Jahre alten, dunkelhaarigen, schlanken russischen Mann hinter mir stehen. Sein Name ist ebenfalls Alim und er ist ein einheimischer Bergführer und Porter aus dem Kaukasus. Ich stelle mich ihm vor und erkläre ihm, dass ich vor habe den Elbrus zu besteigen und dass ich heute meine zweite Akklimatisierungstour zum High Camp starte. Er lächelt mich an, wünscht mir viel Glück heute und sagt mir, dass ich heute Abend nach meiner Tour, wenn ich wieder unten im Basecamp bin, bei ihm in seiner Hütte zum Abendessen und Tee trinken vorbeischauen solle. Ich bedanke mich vielmals bei ihm und sage ihm, dass ich heute Abend vorbei komme. Also marschiere ich in voller Montur los und drehe gewissenhaft meine Akklimatisierungsrunde. Am Anfang und auf dem Flugfeld merke ich, dass ich vieeeeel zu warm angezogen bin und fast schon ins Schwitzen gerate.

Als es dann aber die steilen Flanken wieder hinauf zum Mondplateau geht fühle ich mich pudelwohl in meiner Haut. Nach dem Mondplateau folgt nochmal ein ziemlich steiler Anstieg von 300-400 Höhenmeter durch den Tiefschnee, bis ich endlich das High Camp auf 3800 Metern über dem Meeresspiegel erreiche. Es ist eine extrem weitläufige Anhöhe und eine Vielzahl von Hütten und Camps sind hier oben weit voneinander entfernt verteilt. Ich setze mich auf einen Felsblock und lasse meinen Blick über das Camp schweifen, um zu erkennen, ob irgendeine Menschenseele hier oben ist. Ich dachte, dass ich vielleicht eine oder zwei Gruppen antreffe, die ebenfalls versuchen wollen, den Elbrus zu erklimmen.

Fehlanzeige, kein Mucks, niemand ist hier oben, nur ein paar verlassene Hütten, die Sonnenstrahlen, der kalte Wind, die Doppelgipfel, der tiefe Schnee und die Gletscher und meine unbedeutende Persönlichkeit. Ich fühle mich immer noch topfit und spüre, dass ich noch einiges an Reserven habe, deshalb beschließe ich mich ein wenig hier oben umzusehen und mache mich auf den Weg zum höchsten Punkt des Camps, damit ich heute so hoch wie möglich steige. Zwischen großen Felsblöcken und Tiefschnee stolpere ich irgendwie durch die Schneemassen zu einer grünen Behausung, die wie ein Ufo aus den 70er Jahren aussieht und von dort noch ein gutes Stück höher, wodurch ich am Ende wohl auf ca. 3900 hm komme. Ich setze mich auf einen Felsblock in der Sonne und füge mir ein paar schnelle Kohlenhydrate in Form von Gummibärchen und karamellisierten Nüssen zu, während ein großer Transporthubschrauber um das Camp kreist.



Gerade als die Sonne im Begriff ist, hinter der Westflanke des Elbrus zu verschwinden, beende ich die Akklimatisierungstour und steige wieder im Laufschritt die gesamte Strecke, für die ich jedes Mal ca. 3-4 Stunden aufwärts benötige und nochmal etwa 2 Stunden abwärts hinab.

Es ist bereits wieder finstere Nacht, als ich unten im Licht meiner Stirnlampe am Basecamp ankomme. Ich schnappe mir den Gaskocher und etwas Proviant aus meinem Zelt und laufe hinüber zur Alims Hütte, wo ich einige Lichter erkennen kann. Ich höre von außen bereits ein paar Stimmen und klopfe an der Tür. Alex, ein Freund von Alim, macht mir die Tür auf und bittet mich herein. Es ist schön warm in der kaum beleuchteten Hütte, denn die Jungs haben den Ofen angeschürt und sitzen gerade beim Abendessen. Sie laden mich ein, bei ihnen am Tisch Platz zu nehmen und geben mir zu verstehen, dass ich mich einfach, wie mir beliebt, bedienen soll. Ähnlich wie bei der letzten Einladung, nur in etwas abgespeckter Bergsteigerform werden mir verschiedenste Dinge zum Essen angereicht. Eine Art Karottensalat, süßliches Brot, von Alim und seinen Ziegen selbstgemachte Ziegenbutter und Ziegenkäse, selbstgemachte süße Marmelade, schwarzer Tee und getrockneter Fisch.

Erneut lädt man mich ganz herzlich ein und ermutigt mich dazu, kräftig zuzulangen. Alim sagte, du willst den Elbrus besteigen, also musst du ausreichend essen und dich gut stärken, also greif zu! Wir unterhielten uns sehr ausgiebig über meine Weltreise, den Elbrus und natürlich war auch der Krieg mit der Ukraine ein unausweichliches Thema. Besonders Maghamed (die russische Form von Mohammed), Alim's Bruder, war wie versessen darauf, von mir zu hören, welche Auswirkungen der Konflikt besonders auf uns Deutsche hat und er wollte wissen, ob die Propaganda im Fernsehen der Wahrheit entspricht. Ein weiterer Bruder von Alim war mit einem Anhänger gekommen und half Alim dabei, seine Ziegen ins Tal zu bringen, denn auch Alim würde das Basecamp für den Winter bald verlassen.

Alim erzählte mir, dass er hier am Berg arbeitet, um Geld zu verdienen und dass er oben am High Camp eine Hütte hat, die ich gerne benutzen kann. Ich zögere ein wenig bei dem Angebot, denn ich wollte ursprünglich mit dem Zelt dort oben nächtigen, dachte mir dann aber, dass es nicht schaden könnte, den Schlüssel für die Hütte als “Notlösung” dabei zu haben. Alim schlug vor, dass er, Alex und einer ihrer Helfer morgen mit mir zusammen zum High Camp steigen, um mir die Hütte zu zeigen, außerdem wollten sie sowieso nochmal eine letzte Tour vor dem Wintereinbruch nach oben machen. Ich nahm das Angebot dankend an und verabredete mich für den nächsten Tag, morgens um 08:00 Uhr mit den Jungs zusammen zum High Camp zu steigen. Ich wünschte allen eine “gute Nacht” und ging zurück in mein Zelt, wo ich erneut meinen Sauerstoffgehalt im Blut und meinen Puls überprüfte und mich dann schlafen legte.

Soweit so gut!

Am nächsten Morgen packte ich mein Zelt und meine gesamte Ausrüstung zusammen und machte mich abmarschbereit für das High Camp, denn heute wird das Lager nach oben verschoben. Wir frühstückten zusammen und zogen anschließend gemeinsam los. Alim bestand darauf, dass wir meine Ausrüstung untereinander aufteilen, damit wir schneller vorankommen. Alex, Alim und ich marschierten mit einem extrem strammen Schritt hinauf zum High Camp und der Helfer wanderte ab der Hälfte zu den Pilzfelsen. Nach dem Mondplateau wählte Alim eine andere Route hinauf zum High Camp, wodurch er meine vorgefertigte Spur nicht nutzen konnte und sich wie ein verrückter durch extrem tiefen Schnee in einer steilen Flanke hinauf zum Camp kämpfte. Nach einer extrem Kräftezehrenden Aufstiegspassage kamen wir drei gut erschöpft oben am High Camp an. Es war lächerlich kalt und der Wind war um ein Vielfaches stärker als die Tage zuvor. Stehen bleiben war keine Alternative, denn der Wind war eisig kalt und sehr schnell, wodurch wir sofort auskühlten. Nachdem ich endlich zu Alim aufschloss, erschien er mir total benebelt und völlig neben der Spur. Ich fragte ihn, ob alles ok sei, woraufhin er mir signalisierte, dass er okay ist und er zeigte mit einer Handbewegung auf zwei kleine eingeschneite Wohnwagenähnliche Blechhütten, wo Alex bereits wartete. Ich eilte zu Alex und erklärte ihm, dass ich glaube, dass es Alim nicht gut geht, und kramte eine warmgehaltene Tafel Schokolade aus meiner Brusttasche heraus und überreichte sie Alex. “Gib sie schnell Alim” sagte ich, “ich glaube er braucht dringend Zucker und Flüssigkeit, ich schaufle so lange die beiden Blechhütten frei, damit er sich hinlegen und ausruhen kann”. Während ich die Türen freischaufelte brachte Alex die Schokolade zu Alim, der ohne zu zögern die erste Hälfte der Schokoladentafel in einer Nanosekunde verdrückte.

Die beiden kamen zu mir hinüber und setzten sich auf die beiden Bänke vor den Blechhütten, wo Alim etwas trank und den Rest der Schokolade verputzte. Es schien ihm sichtlich zu helfen, denn er war nun wieder ansprechbar. Als ich die erste Tür der linken Blechhütte freigeschaufelt hatte und mit der zweiten Tür anfangen wollte, sagten mir die Jungs, dass ich nur diese eine Hütte brauche. Ich fragte Alim, ob er sich kurz hinlegen will oder ob ich ihm noch einmal heißen Tee kochen soll? Er stammelte immer noch etwas benebelt: "Nein, es geht schon wieder, außerdem müssen wir gleich wieder absteigen”. Er erklärte mir alles, was ich über die Hütte wissen muss und wie ich sie wieder absperren soll, wenn ich tatsächlich zum Gipfel gehe und die Überschreitung durchziehe. Ich erklärte ihnen, meine weitere Vorgehensweise, den weiteren Akklimatisierungsplan der nächsten Tage und welches Wetterfenster ich an welchem Tag nutzen will, um den Gipfel zu besteigen und dass ich versuche, ihnen jeden Tag eine Zwischenmeldung zu geben. Ich bedankte mich vielmals bei den Jungs und verabschiedete mich recht herzlich.

Nachdem die Jungs weg waren, ging ich in die Blechhütte und begann sofort damit, Schnee zu schmelzen, denn ich hatte nichts mehr zu trinken übrig. Und was ist aus meinem Plan geworden, hier oben zu zelten? Keineswegs, es war so extrem kalt und windig draußen, obwohl die Sonne schien. Es wäre natürlich möglich gewesen hier draußen zu Zelten und ich überlegte auch eine Weile hin und her und prüfte ein paar Zeltplätze, die durchaus geeignet gewesen wären. Aber es war so unerbittlich kalt, dass ich nach reichlicher Überlegung zu dem Schluss kam, die Blechhütte überaus dankbar zu nutzen.


Ich richtete mich also häuslich ein, machte mir ein kleines Mittagessen und kochte mir zwei Liter Tee. Einen Liter trank ich auf der Stelle, den anderen packte ich in meine Jackeninnentasche und bereitete mich noch am selben Tag auf eine weitere Akklimatisierungstour vor. Es war gerade einmal 12 Uhr und ich hatte noch ausreichend Zeit, um zu den unteren Lenz Felsen auf 4600 bis 4700 Meter zu steigen. Also holte ich meine Gletscherausrüstung aus dem Rucksack und legte meine Petzl Steigeisen an und schnallte mir meinen Black Diamond Eispickel auf den Rücken. Alim erklärte mir, bevor er ging, noch grob die Route und wo bzw. wie die Gletscherspalten in der Regel verlaufen. Ich blickte ausgiebig nach oben, um die Route und den Verlauf zu verstehen und machte mich entschlossen auf den Weg über den Gletscher. Um auf Nummer sicher zu gehen, hielt ich mich am Anfang etwas links entlang der Felsen, denn im unteren Teil lag noch sehr viel Schnee und Spalten wären nur schwer erkennbar gewesen. Ich studierte den Gletscherverlauf währenddessen und versuchte zu verstehen, wie sich die Eismassen abwärts bewegen, wo sie den Verlauf ändern und, wo sie ausreichend gestaucht sind so dass keine großen Spalten entstehen. Nach einer Weile erkannte ich in der Ferne kleine, rote Stangen im Eis, die wohl den spaltenfreien Weg markieren. Ich stieg von den Felsen hinab auf den Gletscher und folgte zunächst vorsichtig der Markierung. Weiter oben gab es nun kaum noch Tiefschnee, denn die schnellen Winde fegten den losen Schnee sofort weg, wodurch nur noch harter gefrorener, alter Schnee übrig geblieben war, auch bekannt als Firn. Auf dieser Oberfläche war es angenehm, mit den Steigeisen zu laufen, denn ich sank nie tief ein und musste deshalb keine zusätzliche Kraft aufbringen. Weiter oben waren die Winde jedoch so schnell, dass das blanke Gletschereis freigelegt war und nur noch vereinzelte “Firninseln” auf dem Blankeis zu finden waren. Ich versuchte das Blankeis zu vermeiden und versuchte mich hauptsächlich auf Firn zu bewegen, denn bei entsprechend steilem Anstieg ist es auf dem Blankeis extrem gefährlich, die Abrutschgefahr ist sogar mit Steigeisen und vertikalen Frontalzacken besonders hoch und man muss sich extrem konzentrieren keine Fehler zu machen. Ich stieg so lange auf, bis mir mein Höhenmesser 4500 hm anzeigte, das war mein Minimalziel für diesen Spaziergang. Mir war zwar etwas kalt und es war ziemlich windig und die Sonne war schon im Begriff unter zu gehen, aber ich fühlte mich noch sehr stark und nicht weit über mir konnte ich bereits die unteren Lenz Felsen erkennen, die mit ca. 4700 hm angegeben sind. Also drehte ich meinen Rücken in den Wind, kramte eine Tafel Schokolade aus meiner Jackentasche und stopfte mir energiehungrig eine Hälfte davon in den Mund. Danach öffnete ich meine angewärmte Flasche mit warmen Tee aus der Jackeninnentasche, trank sie fast komplett aus und ließ nur noch drei bis vier Reserveschlücke für den Rückweg übrig. Gut gestärkt nahm ich die letzten 200 Höhenmeter in Angriff und hörte nicht auf einen Fuß vor den anderen zu setzen, bis ich die unteren Lenz Felsen erreicht hatte.




Ich krempelte meinen Ärmel vom Handgelenk zurück und schaute auf meinen Höhenmesser.

“Gut Norrdine, 4700 hm zur Akklimatisierung für einen Gipfelversuch auf 5642 hm in den nächsten beiden Tagen muss reichen” sagte ich mir.

Ich verschwendete keine Zeit, drehte sofort wieder um und machte mich rasch auf den Weg nach unten. Meine wenigen Spuren waren bereits völlig vom heftigen Wind weggeblasen, weshalb ich mich auch im Abstieg erneut vorsichtig orientieren musste. Die Verlockung ist besonders im Abstieg groß, da man das Camp von oben sieht, dass man direkt auf sein Ziel zuläuft und sich dabei nicht an den richtigen Weg hält. Ich halte also Ausschau nach den roten Stangen und halte mich von den Spalten fern. Alex erklärte mir, dass zwischen den beiden Gipfeln die größten und problematischsten Spalten sind und, dass manche Bergsteiger, die meinen sie könnten den Weg abkürzen über dieses Spaltenfeld laufen und dabei oft ums leben kommen. Ich erinnere mich, dass er meinte, dass sie diesen Bereich Dead Body Area nannten und er empfahl mir eindringlich niemals direkt zum Westgipfel zu gehen sondern erst zum Ostgipfel aufzusteigen und von dort könne ich dann sicher zum Sattel absteigen und anschließend zum Westgipfel aufsteigen. Dies wäre der sicherste Weg, um alle möglichen Spalten zu umgehen. Man sollte jedoch nie vergessen, Garantien gibt es am Berg für gar nichts!

Nach etwa 1,5 Stunden komme ich wieder unten an den Blechhütten an und beginne wieder mein tägliches Abendritual. Warmes Essen, zwei Liter heißer Tee, Sauerstoffgehalt und Puls messen und ab in den Schlafsack, um mich zu erholen. Gute Nacht!

Für den 24. Oktober war sehr schlechtes Wetter und extrem heftiger Wind angesagt und ich hatte mich schon im Vorfeld darauf eingestellt, dass ich am 24. höchstwahrscheinlich keinen Gipfelversuch starten und im besten Fall lediglich einen kleinen Spaziergang unternehmen kann.

Aber auch daran war überhaupt nicht zu denken. Ich bin noch nicht ganz wach und liege noch mit geschlossenen Augen im Schlafsack, als ich von einem heftigen Pfeifen und schlaggeräuschen geweckt werde. Es ist bitterkalt in der Blechhütte und überall im Inneren haben sich Eiskristalle gebildet. An den Fenstern, an den Wänden und sogar auf meiner Schlafsackhülle sind kleine, weiße, eisige und hexagonale Kristallstrukturen und mit jeder heftigen Windböe wirbelten immer mehr Schneekristalle in der Luft umher. Allein beim erfühlen der Kälte und als ich hörte, wie heftig der Wind draußen peitschte wusste ich, noch bevor ich einen Blick vor die Tür warf, dass ich heute keine zehn Minuten dort draußen verbringen kann. Aber erstmal musste ich eine Lösung finden, denn irgendwo muss diese Blechhütte doch ein Leck haben, wie sonst kommen die Schneeflocken und Eiskristalle hier herein? Ich hatte die Problemstellen nach kurzer Zeit sofort ausfindig gemacht. Das Fenster Links von mir war etwas aufgequollen und nicht komplett dicht, wodurch bei entsprechendem Winddruck Schnee und Eiskristalle ins Innere der Hütte gewirbelt wurden. Am oberen Ende des Fenster war eine Art Ledervorhang angebracht, also befreite ich das Fenster von Schnee und Eis, zog den Vorhang über das Fenster und befestigte es am unteren Ende, damit zumindest keine Schnee- und Eiskristalle durch das Fenster hineingedrückt wurden. Als zweites “Temperaturleck” identifizierte ich die Abluftöffnung über der Eingangstür. Sie war komplett offen und die äußere Klappe schlug im Wind heftig gegen die Außenhülle der Blechhütte. Ich fand einen alten dicken Stofffetzen in einer Ecke und stopfte diesen zwischen die Lüftung, um die Luftzirkulation zu unterbinden, anschließend fixierte ich die Klappe von außen, um das Problem zu beheben. Ich dachte kurz nach, ob ich durch diese Maßnahmen vielleicht Probleme mit der Frischluftzufuhr bekommen könnte. Aber jedes Mal, wenn ein heftiger Windstoß gegen die Blechhütte fegte spürte ich förmlich, wie der Wind von außen durch jede noch so kleine Öffnung und Ritze der Hütte ins innere drang und mir wurde mit einem etwas zynischen Lachen klar, dass ich mir wohl keine Gedanken darüber machen müsse, ob ich genügend Frischluft abbekomme. Ich bin mir nicht sicher, wie kalt es tatsächlich war, jedoch hat der Wetterbericht des Öfteren Temperaturen von -20°C bis -28°C angezeigt und Windgeschwindigkeiten von 80-100 km/h. Wie kalt es an diesem Tag tatsächlich war, weiß ich nicht, aber ich kann euch sagen, ich habe erbärmlich gefroren und jeder einzelne Kubikmillimeter meiner Knochen war durchdrungen von lebensfeindlicher Kälte. Ich bebte am ganzen Körper und konnte der Lage nur Herr werden, indem ich mir erneut ein warmes Mangoporridge zum Frühstück machte und kontinuierlich heißen Tee trank und mich mit meiner gesamten Montur im Schlafsack verkroch und mich so wenig wie möglich bewegte.

Ich glaube ich bin kurzzeitig eingeschlafen oder befand mich in einer Art halbschlaf als mir einfiel, dass ich zumindest versuchen muss eine Nachricht abzuschicken, dass bei mir alles OK ist und ich heute aufgrund von heftigen Winden keinen Gipfelversuch starten werde und meinen Aufstieg für den 25. Oktober 2022 plane. Ich krame also mein ausgeschaltetes Handy aus einer meiner Brusttaschen, um den Akku warm zu halten und schalte es ein, um zu sehen, ob ich hier Empfang habe. Ich wusste, dass die Chancen auf Empfang in der Blechhütte äußerst schlecht waren und Alim sagte mir noch bevor er ging, dass es an einem großen Fels etwa zwanzig Meter neben mir manchmal Empfang gibt, wenn ich Glück habe. Also zog ich alles an, was ich zur Verfügung hatte und wagte mich nach draußen. Ich öffnete extrem vorsichtig die Tür, damit der Wind sie nicht sofort aufreißt und ich mir dabei die Schulter auskugel oder ich mir etwas breche. Klingt doof? Es ist aber tatsächlich schon so einigen Menschen vor mir passiert und ich kann mir hier oben, komplett auf mich allein gestellt, keinen einzigen noch so kleinen Fehler erlauben. Als ich hinaus trete und hinüber zum Felsen laufe, drehe ich mich einmal für einen kurzen Moment in den Wind und bekomme kaum Luft, so heftig peitscht mir der kalte Wind ins Gesicht. Erst nachdem ich mich wieder weg drehe, bin ich in der Lage, Luft zu holen und von der tatsächlichen oder gefühlten Kälte will ich gar nicht erst anfangen. Am Fels angekommen, versuche ich jedes Kunststück, um an Empfang zu kommen. Ich tippe eine Nachricht ein in der Hoffnung, dass sie versendet werden kann. Links, rechts, vor und hinter dem Felsen, einmal bis nach oben geklettert und wie eine Antenne in die Luft gehalten, dann wieder eingekauert im Windschatten, aber nichts half. Der Akku sank durch die Kälte sofort auf unter 15% und das Handy schaltete sich automatisch ab, um das System zu schützen. “Großartiger Versuch, jetzt war ich völlig umsonst hier draußen", dachte ich mir. Tja, wenn ich schon mal hier draußen bin, kann ich auch gleich meine Notdurft verrichten, denn nochmal begebe ich mich heute nicht mehr hinaus in die Kälte. Ich schnappte mir also mein Toilettenpapier und bereitete mich mental auf das vor, was nun kommen sollte. Ich will euch nicht mit unnötigen Details langweilen, aber ich kann euch sagen ich weiß nach dieser Erfahrung im wahrsten Sinne des Wortes, was es bedeutet sich den “A**ch* abzufrieren”. Mehr sage ich dazu nicht 😛.

Komplett durchgefroren renne ich also wieder zurück in meine temporäre Blechbehausung und werfe den Gaskocher an, um mir einen warmen Tee zu kochen. Aber wie ihr euch sicher denken könnt, wer viel trinkt, der muss auch oft Wasser lassen. Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass ich für jedes Mal “Wasserlassen” hinaus in diese eisige Kälte gehe. Jedes Mal die halb gefrorene Hose und die komplett gefrorenen Stiefel an und wieder ausziehen?! Mit Sicherheit nicht, auch dafür habe ich mir eine Lösung einfallen lassen, damit ich nicht unnötig kostbare Körperwärme verschwenden muss! Wie ihr vielleicht unlängst festgestellt habt, geht es beim Höhenbergsteigen jenseits der 5000 Meter schon lange nicht mehr nur um Genuss und atemberaubende Aussichten, sondern vielmehr um Leidensfähigkeit und den inneren Kampf mit sich selbst sowie den eigenen körperlichen und geistigen Grenzen, die jedes Mal überwunden werden müssen.

Ich beschließe heute frühzeitig mit meinem Abendritual zu beginnen, denn am nächsten Morgen möchte ich früh losgehen, sobald es draußen hell wird. Also, Abendessen, Tee trinken, Sauerstoff- und Pulsmessungen, schlafen gehen und darauf hoffen, dass das Wetter und insbesondere der Wind morgen mitspielen, ihr kennt das Spiel bereits.

Ich schlafe die Nacht nicht sonderlich viel, denn ich gehe im Kopf die Tour durch, wäge alle Eventualitäten ab und denke darüber nach, ob ich mit meiner schweren Ausrüstung über den Elbrus steigen soll und die Überschreitung wagen soll, was natürlich eine phänomenale Leistung wäre oder ob ich versuche schnell und mit extrem leichtem Gepäck zum Westgipfel über den Ostgipfel zu steigen und wieder zurück zum High Camp komme? Ich überlege lange hin und her und beschließe, es von den morgigen Wetterverhältnissen abhängig zu machen. Ich schlafe sehr unruhig, werde immer wieder leicht wach, muss öfters Wasserlassen, friere, atme immer wieder meine warme Atemluft in den Schlafsack und habe das Gefühl nicht sehr viel Erholung abzubekommen. Wahrscheinlich bin ich immer wieder für ein paar Stunden eingeschlafen, aber es fühlt sich definitiv nicht so an. Irgendwann blicke ich aus dem rechten Fenster und bemerke, wie der Himmel draußen graut und ich weiß der Morgen ist gleich da und damit auch der Gipfelversuch und der Moment der Wahrheit. Ich lausche ganz aufmerksam, ob der Wind noch so heftig pfeift. “Hmmm, ja, er pfeift noch kräftig, aber lange nicht so stark wie gestern." Ich frühstücke wie üblich und koche mir ein stark zuckerhaltiges und isotonisches Getränk für den heutigen Gipfelversuch auf. Ich bereite alles für die Abreise vor und blicke nochmals aus dem Fenster und sehe, wie die ersten Sonnenstrahlen über die Ostflanke des Berges kommen. Beim Blick zum Gipfel fällt mir auf, dass ich ihn nicht erkennen kann und er in einer weichen Wolkenkrone verborgen ist.

Diese Wolkenformation bedeutet nicht gerade etwas Gutes, denn es scheint, als sind dort oben starke Winde am Werk. Somit ist die Entscheidung über den Stil der heutigen Tour gefallen. Es wird keine Überschreitung geben, sondern ich versuche es mit der leichten und schnellen Variante und kehre anschließend wieder hierher zurück. Ich bereite meine Ausrüstung entsprechend vor, ziehe alles an, was mein Klamotten- und Ausrüstungsarsenal zu bieten hat und trete entschlossen, mit kleinem Rucksack vor die Tür. Ich verschließe die Blechhütte und verstecke die Türklinke dort, wo Alim es mir gezeigt hat. Los geht's! Ich marschiere los und versuche den richtigen Rhythmus zu finden, nicht zu schnell, damit ich mich nicht verausgabe und zu stark schwitze, nicht zu langsam, damit mein Kreislauf stabil genug ist und mein Körper gut durchblutet und mit Wärme versorgt wird. Es pendelt sich nach einer Weile ein guter Bewegungsablauf zwischen den Skitourenstöcken und den Beinen ein und ich komme ohne große Anstrengung rasch voran. Ziemlich schnell gehe ich über das Schneefeld und das steiler werdende Firnfeld. Aufgrund des heftigen Windes gestern ist der Schnee an einigen Stellen nun komplett weggefegt worden und ich muss einige Passagen auf dem Blankeis überqueren. Ich minimiere die exponierten Blankeissektionen und maximiere die Passagen auf dem Firn. Nach gefühlt zwei Stunden komme ich an den unteren Lenz Felsen an und fühle mich dabei noch sehr stark. Dort ist in einem Steinhaufen ein Flugzeugreifen mit Halterung aufgetürmt. Von hier aus kann ich bereits die mittleren und oberen Lenz Felsen erkennen, die in schnurgerader Linie über mir liegen. Ich gehe kurz in die Hocke, trinke ein Drittel warmen Tee aus meiner Flasche und esse eine halbe Tafel Schokolade. Ich verstaue wieder alles in meiner Wärme spendenden Jackeninnentasche und mache mich weiter auf den Weg nach oben. Die beiden Gipfel sind immer noch Wolkenverhangen und ich spüre, wie der Wind mit zunehmender Höhe immer stärker wird und dadurch die Umgebungstemperatur sinkt. Ich flehe, dass das Wetter hoffentlich besser wird und die Wolkenkrone mit der Mittagssonne verschwindet, denn sollten sich die Bedingungen nicht ändern, stehen meine Chancen auf den Gipfel nicht besonders gut. Ich fühle mich jedoch extrem stark und gebe die Hoffnung noch nicht auf! Und so marschiere ich über den guten und stabilen Firn weiter auf den mittleren Lenz Felsen zu.

Ich spüre, dass meine rechte Hand, die einen der beiden Skitourenstöcke festhält, extrem kalt wurde, weil diese Seite permanent dem peitschenden Wind ausgesetzt war. Also versuche ich, die Krafteinwirkung auf die rechte Hand zu erhöhen, balle die Faust heftig und ramme die Stöcke noch beherzter ins Eis, in der Hoffnung, dass ich die Hände dadurch erwärmen kann. Es scheint zu funktionieren! Nach einer Weile gelange ich an den mittleren Lenz felsen. Dort hat sich direkt am Felsen eine windgeschützte Senke gebildet und ich nutze diese tiefe Mulde, um mich vor dem Wind zu verstecken, esse, trinke und wärme mich wieder etwas auf und marschiere noch energischer weiter. Ich zittere nun ziemlich heftig am ganzen Körper und ich realisiere, alleine mit Bewegung bekomme ich den Temperaturverlust nicht mehr kompensiert. Ich blicke nach oben und erkenne, dass das Wetter schlechter wurde und der immer eisiger werdende Wind nun ziemlich heftig gegen mein Gesicht und meine rechte Wange peitschte. Vor mir sehe ich nun, wie sich die oberen Lenz felsen auftürmen. Ich spüre, dass ich zwar langsamer werde, aber dennoch sehr kraftvoll und energetisch unterwegs bin. Es fühlt sich so an, als hätte ich noch sehr gute Kraftreserven, also beschließe ich das Maximum zu wagen, so lange es mein Körper erlaubt in der Hoffnung, dass die Mittagssonne doch den Gipfel freilegen möge. Ich befinde mich nun bereits über 5000 Meter, vielleicht sogar auf 5100 Metern und sehe direkt vor mir die oberen Lenz felsen. Und nun beginnen mein innerer Optimist und mein Ehrgeiz zu mir zu sprechen: “Ich weiß, dass es von hier aus nur noch etwa 450 Höhenmeter zum Ostgipfel sind, Norrdine! Und von da?! Ach, nur noch 20 Minuten hinab in den Sattel, der ist bestimmt windgeschützt! Außerdem soll da ein Biwak stehen, in dem ich Unterschlupf finden könnte! Und von da ist es auch nur noch ein Katzensprung von einer halben Stunde und ich wäre auf dem Westgipfel! Ja, das geht! Und runter kommt man doch immer irgendwie, wenn es sein muss.” Hört ihr das? Das ist mein manchmal nicht ganz so hilfreicher überschwänglicher Optimismus! Versteht mich nicht falsch, ich liebe meinen Optimismus, denn wo andere Menschen Probleme sehen, sehe ich Lösungen und er ist in meinen 35 Lebensjahren immer ein überaus toller Begleiter, auch wenn er mich in so manch missliche Lage gebracht hat. Aber ich muss mir an dieser Stelle einfach eingestehen, dass das Wetter nicht mehr besser wird. Nein, im Gegenteil, es scheint schlechter zu werden und mein Körper wird auch langsam schwächer und kühlt aufgrund des heftigen Westwindes immer weiter aus. “Norrdine, wir waren in so einer Situation schon und es hat am Mt. Blanc nicht so gut geendet, außerdem hast du versprochen, zwar an deine Grenzen zu gehen, aber nicht mehr sinnlos und ego-getrieben, ohne Rücksicht auf Verluste für einen Gipfelerfolg alles zu riskieren. Du hast bis hier hin alles gegeben und jeder weitere Schritt hinauf in diesen Sturm wäre dumm und selbst, wenn du mit Glück den Gipfel erreichst, wäre es nicht in dem Stil, den du dir in Zukunft als Bergsteiger vorgenommen hast. Du willst den Gipfel nicht völlig erschöpft durch Glück erreichen und erneut, wie damals am Mt. Blanc in einem Sturm oder Whiteout auf einem vergletscherten Gipfelplateau stehen. Du kannst das besser, kehr um!!”

Diese Gedanken schossen mir durch den Kopf, während ich einen Schritt vor den anderen setzte und mich weiter auf den Ostgipfel zubewegte. Doch plötzlich war mein innerer Konflikt behoben. Das Wetter wird eher schlechter und nicht besser, ich kann so nicht weitermachen, also ist die logische Schlussfolgerung, umzukehren und es nochmal zu probieren, wenn das Wetter besser wird. Ohne einen weiteren Gedanken zu verschwenden, zu hadern oder zu zögern bleibe ich stehen, ich blicke nach Rechts, wo ich bereits den steilen Gletscherabbruch des Sattels erkennen kann, ich atme einmal heftig aus und sage zu mir selbst: “OK das wars dann wohl”. Ich drehe um und steige schnurstracks die steile Firnflanke wieder hinunter, um mich in Sicherheit zu bringen.



Zügig steige ich hinab und spüre endlich, wie die Wärme in meine Hände zurückkehrt. Bin ich enttäuscht, dass ich umkehren muss und den Gipfel heute nicht erreichen kann? Ja, irgendwie schon, aber je länger ich darüber nachdenke, desto zufriedener werde ich mit meiner Entscheidung. Ich blicke zurück und stelle fest, dass das Wetter nicht besser wird, sondern ganz im Gegenteil immer schlechter. Als ich realisiere, wie schlecht das Wetter wird, werde ich immer zufriedener mit meiner Entscheidung. Ja, ich bin sogar extrem stolz auf mich und meine Entscheidung! Natürlich möchte man immer den Gipfel erreichen, aber es gibt Momente, in denen man einfach umkehren muss und kein weiteres Risiko eingehen darf. Ich habe es heute definitiv bis aufs letzte ausgereizt und mich, solange ich nur konnte, gegen das schlechte Wetter den Berg hinauf geschunden. Es gibt mit Sicherheit Bergsteiger, die unter solchen Bedingungen den Gipfel erreichen können und womöglich hätte ich den Gipfel auch erreichen können, aber zu welchem Preis? Ich lache innerlich, denn ich bin so unendlich stolz auf mich heute. Ich habe das Gefühl, als hätte ich heute den maximalen Punkt des verantwortbaren Bergsteigens erreicht. Es war der ideale Moment, bis dorthin war es ein vertretbares und kalkulierbares Risiko und ich habe fast instinktiv den perfekten Zeitpunkt zur Umkehr gefunden. Ich habe heute wahrhaftig das Gefühl, mit dieser Entscheidung als Bergsteiger gewachsen zu sein, denn ich habe es mir heute nicht leicht gemacht und gleichzeitig habe ich das Risiko und mein Glück nicht überstrapaziert. Darüber hinaus bin ich verblüfft, dass ich das Wetter letztendlich doch einigermaßen gut lesen konnte und die Hoffnung auf eine Besserung aufgegeben habe. Ich könnte nicht zufriedener mit dieser Umkehr, ja mit dieser Entscheidung sein. Der Berg wird noch länger hier stehen und ich habe noch über drei Wochen Zeit, um den Gipfel zu erreichen, deshalb gebe ich mich für “HEUTE” geschlagen, aber eines sei gewiss, bevor mein Visum für Russland abläuft stehe ich auf dem Gipfel des Elbrus! Mein Freund, ich komme sehr bald wieder!


An der Blechhütte angekommen, räume ich alles auf, bringe das Innere wieder in Ordnung, packe meine Ausrüstung zusammen und verschließe die Hütte wieder so, wie ich sie vorgefunden habe. Anschließend wandere ich auf direktem Wege wieder den Berg vom High Camp hinunter, über das Mondplateau, die Flanken hinab und über das “deutsche Flugfeld”. Bei Sonnenuntergang komme ich unten im Basecamp in Alims Hütte an und erkläre ihm, dass das Wetter mich heute nicht auf den Gipfel gelassen hat. Er klopft mir auf die Schulter und gratuliert mir zu meiner Entscheidung. “Ich habe das Wetter von unten die letzten beiden Tage beobachtet und habe gesehen, dass du wahrscheinlich keine Chance hast", sagte er in gebrochenem Deutsch. Ich nutzte die Gelegenheit im Basecamp, um allen daheim Bescheid zu geben, dass es mir gut geht, ich wieder unten im Basecamp und somit in Sicherheit bin, und dass mein erster Gipfelversuch aufgrund von schlechtem Wetter gescheitert sei.

“Wie sieht dein nächster Plan aus?” fragt Alim, der inzwischen komplett allein zurück geblieben ist. “Naja, auf besseres Wetter warten und dann erneut versuchen, was denn sonst?” Alim erklärte mir, dass er das Basecamp morgen in Richtung Naltschick verlassen wird und empfiehlt mir, dass ich mit ihm mitkommen soll und es lieber noch einmal über die Südseite versuchen sollte, denn diese Route sei etwas einfacher und die Chancen sind von dort besser. Natürlich wollte ich in meiner Vorstellung den Elbrus via Nord-Süd-Überschreitung bezwingen, jedoch musste ich mir eingestehen, dass ich in Anbetracht der aktuellen Lage und der zeitlichen Restriktionen lieber den Spatz in der Hand nehmen sollte und nicht nach der Taube auf dem Dach trachten sollte. Ich schaue ihn etwas zögerlich an und willige ein: “Nun gut Alim, Du hast mich überzeugt, ich fahre mit dir morgen nach Naltschick und versuche es in drei Tagen noch einmal über die Südseite”.

Am nächsten Morgen verbarrikadieren wir seine Hütte, sprich wir machen sie komplett winterfest, packen seine gesamte Ausrüstung und meinen Rucksack in seinen Jimmy und schnallen seine Skier aufs Dach. Wir springen ins Auto, er lässt den Motor an und wir fahren los mit dem Ziel Naltschick.

Elbrus, ich komme wieder!


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