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AutorenbildNorrdine Nouar

Meran! Wunderschöne Perle in Südtirol, die zum verweilen einlädt. Weltreiseblog Tag 7-9!


Es ist etwa 07:00 Uhr morgens, als ich an diesem Mittwoch wach werde. Eine Art Schulgong ertönt draußen und die Stadt, als auch die Straße, werden geschäftiger und kaum zu überhören, da das Fenster die Nacht über geöffnet war. Ich werde langsam wach und spüre, dass ich mich gut erholt fühle. Ein Blick auf die Schlafaufzeichnung meiner Uhr bestätigt das Gefühl. Fast 9 Stunden Schlaf und davon zwei Stunden Tiefschlaf. Ich fühle mich topfit und von der Übelkeit und Schwäche des Vortages spüre ich auch nichts mehr. Jonas, mein Zimmergenosse wird auch mit mir wach und wir gehen zusammen zum Frühstücken. Das Buffet ist für ein günstiges Hostel ganz ordentlich, teilweise besser als in manch teuren Hotels, in denen ich bereits viele Male untergekommen bin. Aufgrund meiner langjährigen Tätigkeit im Messebau und anschließend im Vertrieb und als Reisender generell habe ich ganz gute Vergleichswerte, die von phänomenal bis absolut grottig und unterirdisch reichen. Ich frage Jonas ein wenig über seine weiteren Reisepläne und sein kürzlich abgeschlossenes Ingenieurstudium. Wir unterhalten uns angeregt über alternative Energielösungen, Hochspannungsnetze, Batterie-Puffersysteme, die vielversprechende Wasserstofftechnologie und über das Arbeiten im Ausland.

Nach dem Frühstück suche ich den Waschraum auf und beginne damit meine durchgeschwitzte und leicht bis stark müffelnde Wäsche zu waschen und anschließend aufzuhängen. Ich treffe im Waschraum auf Dana und Neil, zwei Anwälte aus Denver, Colorado und unterhalte mich ziemlich lange und begeistert mit ihnen über den E5 und die wundervolle Natur in der Schweiz, Europa und den USA. Ich lasse mir ein paar Colorado Tipps geben und wir tauschen Kontaktdaten aus. Anschließend mache ich mich auf in die Innenstadt und Fußgängerzone von Meran, um mir ein schönes kleines Cafe zu suchen, in dem ich eine Weile bleiben kann, um zu schreiben und am Laptop zu arbeiten. Ich laufe den Fluss namens Passenio/Passer entlang und lasse die ersten Eindrücke der Stadt bei Tageslicht auf mich wirken. Ein wunderschöner Weg verläuft an der Nordseite des Flusses.

Riesige, kräftige und somit wahrscheinlich bereits sehr alte Bäume (nach kurzer Recherche habe ich erfahren, dass es sogenannte Pappeln und/oder Silberpappeln sind) säumen in regelmäßigen Abständen den Weg entlang des Flusses.

Immer wieder erscheinen Kunstwerke und Skulpturen zwischen den Bäumen, bis ich an einer alten, kleinen, evangelischen Martin Luther Kirche vorbeikomme. Ich halte für einen Moment an der Kirche an und versuche mich zu erinnern, wann und wie Luther damals über die Alpen ging.

Nach einer kurzen Gehzeit am Fluss entlang gelange ich an eine Brücke, die den Fluss überquert.

Auf der Südseite des Flusses sehe ich bereits die riesige Therme und freue mich schon auf den Besuch dort am Nachmittag bzw. Abend.

Ich biege jedoch nach Norden, bzw. links in die Innenstadt ab, um das Cafe Pöhl aufzusuchen, das mir die Rezeptionistin im Hostel empfohlen hat. Auf dem Weg dorthin sehe ich viele klassische als auch historische Gebäude und bin beeindruckt, wie sauber und gepflegt die Stadt ist.

Die Innenstadt ist mit Kopfsteinen gepflastert und verleiht ihr somit zusätzlichen Charme. Ich staune über die vielen, schönen Cafes mit großen Außenbereichen und beobachte, wie die Menschen die Sonne, die Wärme, die Stadtatmosphäre in sich aufsaugen, während sie ihren Kaffee, Kuchen, Eis oder ihr kühles Getränk in gelassener Gemeinsamkeit genießen. Ich philosophiere in Gedanken darüber, dass unser Lebensstil auf dem alten Kontinent doch seinen gewissen Reiz und Daseinsberechtigung hat. Wir Europäer haben wohl durch unsere bewegte Geschichte und Herausforderungen der Vergangenheit gelernt, dass es im Leben noch mehr gibt, als nur zu arbeiten und Konflikte auszutragen. Es scheint auch gute Gründe zu geben, einfach das Leben zu genießen und sich an der Welt und der Tatsache, dass wir hier sein dürfen, zu erfreuen. Dafür ist die Innenstadt von Meran ein sehr geeigneter Ort, denn die Stadt lädt definitiv zum Flanieren und Wohlfühlen ein. Ich schieße ein Foto von den vielen romantischen weißen Bänken, die überall in der Stadt, aber besonders am Fluss zum Verweilen einladen. Ich bin normalerweise überhaupt nicht der Städte und Sightseeing Typ und verspüre eher eine Affinität zur Natur als zur Kultur. Ich muss jedoch gestehen, dass mir die Stadt nach kurzer Zeit bereits ein wenig imponiert. Vielleicht ist diese wunderschöne Stadt selbst oder aber meine Haltung und Herangehensweise haben sich nun geändert, da ich diese große Reise angetreten habe. Ich weiß es nicht genau. Ich weiß aber, dass ich eine gewisse Zufriedenheit verspüre und dankbar bin für die Tatsache, gerade hier zu sein und diesen Moment genießen und erfahren zu dürfen. Am Cafe Pöhl angekommen, bin ich absolut von der Kuchen- und Gebäckauslage begeistert und überwältigt. Ich spreche den Menschen dort hinter dem Tresen meine Bewunderung und Anerkennung aus, für die liebevolle Arbeit, die sie dort verrichten und gönne mir ein herrliches veganes Stück Torte und einen Cappuccino mit Sojamilch.

Ich entdecke viele, liebevoll eingerichtete regionale Feinkostläden und bin positiv von der Detailverliebtheit der Südtiroler überrascht.

Ich bewege mich wieder ein Stück weiter den Fluss entlang und entferne mich ein bisschen vom Stadtkern, um das Cafe an der Wandelhalle aufzusuchen. Dieses liegt direkt am Fluss etwas östlich vom Stadtkern und befindet sich, wie der Name bereits andeutet, in den Arkaden der Wandelhalle, des alten Kulturbereichs der Stadt.

Ein herrlich saftig leuchtendes Grün der umliegenden Bäume verleiht dem weitläufigen Außenbereich des Cafes ein natürlich entspannendes Flair. Dieses Ambiente wird durch das plätschern und beständige Wasserrauschen des Flusses, der direkt daneben entlang läuft, untermalt.

Ein Blick nach oben wird von einer gelb-goldenen Sonne belohnt, die kräftig, aber sanft durch das grüne Blätterdach hinab schimmert.

Am Horizont ragen die mächtigen Berge bis weit hinauf in den Himmel und ich spüre sofort, “hier verbringe ich meinen Tag und lasse mich zum Schreiben inspirieren”.

Ich bestelle mir einen großen Cappuccino, diesmal mit Mandelmilch und lasse den Stift in meinen Händen mühelos über das Papier gleiten. Ich muss gar nicht erst viel nachdenken, denn die Worte fließen einfach so aus mir heraus. Nach einer Weile entscheide ich mich, meine ehemaligen Arbeitskollegen per Whatsapp Face Call anzurufen und lasse sie an dieser wundervollen Atmosphäre hier in Meran teilhaben.

Nach dieser einzigartigen und gelungenen Schreibeinheit, es ist bereits nach 16 Uhr, beschließe ich, dass ich für heute genug zu Papier gebracht habe und mache mich auf den Weg zur Therme, bzw. genauer gesagt zur Sauna in Meran.


Ein riesengroßes modernes Gebäude direkt am Fluss lädt mit seinem weitläufigen und offenen Eingangsbereich die Menschen herzlich zum Entspannen und Erholen ein. Ich gehe zielstrebig in den Saunabereich und befreie meinen Körper von allen Klamotten und hänge mir ein weißes Saunahandtuch um die Hüfte.

Der Saunabereich ist wundervoll gemütlich, modern, ansprechend und einladend gestaltet. Sanftes warmes, passives Licht erzeugt eine Wohlfühlatmosphäre, die von Kerzen in kreativen Behältnissen und Stehlampen unterstützt wird. Dunkle Steinplatten verzieren die Wände und den Boden, warme blubbernde Entspannungsbecken und ein kühles Tauchbecken fügen sich einfach perfekt in den Innenbereich der Saunalandschaft ein.

Auf der gegenüberliegenden Seite warten sechs verschiedene Sauna-Erlebnisse, wie Dampfbad, finnische Sauna, Südtiroler Bio-Heu Sauna, Schneeraum-Sauna, Trautmannsdorf Dampfbad und weitere Erlebnisse darauf aufgesucht zu werden. Auch der Außenbereich ist wunderschön angelegt. Ein großes, kühles Tauchbecken befindet sich im Zentrum der Außenanlage in kurzer Reichweite zum großen Saunaraum, in dem alle Aufgüsse stattfinden.

Neben dem Tauchbecken ist ein warmes Blubberbecken auf einem erhöhten Sockel zu finden. Rechterhand des zentralen Beckens führt ein breit angelegter Stufenaufgang zu einem weiteren kühlen Blubberbecken, welches transparent am höchsten Punkt der Stufen begangen werden kann.

Ein wundervolles und extrem vielseitiges Arrangement von Ruheräumen, Coyen, Wasserbetten, Liegen, Sitzsäcken und vielem mehr findet sich an allen Ecken und Winkeln des Innen- und Außenbereich und bieten perfekte Gelegenheit, sich nach einem Saunagang auszuruhen.

Eine Bar für Erfrischungen und Stärkungen vermisst man in dieser liebevoll zusammengestellten Saunalandschaft auch nicht. Ich treffe Christian, seine Mutter Rosario, Nicklas, Hannah und die Sauerländer, denen ich immer wieder am E5 begegnet bin und wir unterhalten uns gut gelaunt und voller zufriedener Genugtuung nach unserer vollbrachten Leistung über die Alpen.

Um 18 Uhr ist es endlich so weit, der Grund, weshalb ich überhaupt hier bin, denn der erste Aufguss für mich beginnt.

Es ist ein sehr großer Saunaraum mit einem mächtigen Saunaofen im Zentrum, der auf das große Panorama-Fenster ausgerichtet ist. U-förmig darum sind die hölzernen Stufen zum Sitzen und Schwitzen angeordnet. Es strömen viele Gäste in den dunklen Raum hinein. Die große Sauna wird voll und fasst in diesem Moment etwa 60-80 Leute. Draußen dämmert es bereits und es wird sehr dunkel, da ein Gewitter über der Stadt aufzieht. Der Saunameister dimmt das Licht nahezu komplett hinunter und man sieht nur noch Schatten und Silhouetten.

Es ist komplett still und niemand sagt etwas. Er beginnt den Aufguss mit den ersten Schüttungen aus der hölzernen Kelle und die Musik setzt langsam ein, während sich ein zauberhafter Zedernduft im Raum mit großer Hitze verteilt. Das Lied 7 seconds von Youssou N`Dour dringt gleichzeitig in unser Ohr und entführt uns auf eine Klang- und Duftreise. Er beginnt das Saunahandtuch über den heißen Steinen des Ofens zu wedeln und verteilt mit fast schon als Kunstform anmutenden Tanz und rhythmischen Bewegungen die heiße Luft in dem dunklen Raum. Seine dunkle Gestalt bewegt sich leidenschaftlich zur Musik, um den steinernen Ofen. Draußen am Himmel zucken Blitze in der Dunkelheit und werfen kurze kleine Lichtimpulse in den magischen Raum, in dem wir uns gerade alle völlig ruhig und bei angenehmer Hitze verzaubern lassen. Draußen prasselt der stärker werdende Regen hinab, dieses Geräusch und ein gelegentliches Donnern begleiten dieses Erlebnis und ziehen mich in einen ganz mysteriösen Bann. Ich bin von dem Schauspiel berührt, schließe langsam meine Augen und atme die wohltuenden warmen Düfte ein. Ich liebe Saunagänge, diese Erfahrung bestätigt es erneut. Im Anschluss an den Aufguss verlassen wir den Saunaraum und kühlen uns langsam, so wie es sich gehört von “außen nach innen” ab, spazieren kurz draußen an der frischen Luft und tauchen anschließend in das kalte Wasser des zentralen Beckens ein.

Es werden geschnittene Früchte im Außenbereich für die Saunagänger serviert und anschließend legen wir uns alle erschöpft irgendwo auf einer Liege im Saunabereich hin und ruhen uns aus. Das Herz pocht, der Pulsschlag ist intensiv und die Atmung tief. So liege ich da, schließe die Augen und ruhe mich aus. Diese Prozedur wiederhole ich noch zwei weitere Male bis abends um 22 Uhr und unterhalte mich zwischendurch immer wieder mit den bekannten E5`lern. Alle Aufgüsse waren großartig und ich bin froh, dass ich die Zeit und das Geld in diesen Abend investiert habe. Nach der Therme stehen wir noch eine Weile draußen und ich tausche noch Kontaktdaten mit Christian und Rosario, für eventuelle gemeinsame Abenteuer nach oder während meiner Reise in Deutschland oder Südamerika aus. Wir verabschieden uns voneinander und freuen uns auf ein mögliches Wiedersehen. Wann und wo immer das auch sein mag. Ich schaue auf mein Handy und sehe, dass Nicklas mir geschrieben hat und anbietet, gemeinsam mit ihm und Hannah im La Bruschetta zu Abend zu essen. Ich lasse mir die Gelegenheit für einen tollen Ausklang des Abends nicht entgehen und treffe mich mit den beiden dort.

Wir verbringen des Rest des Abends gemeinsam im Außenbereich des Restaurants und genießen den inzwischen trockenen und noch warmen Abend mit gutem Essen, einer Pizza speciale und tollen, sowie anregenden Gesprächen über die Eigenwilligkeit der Menschheit. Lustigerweise sitzen am Tisch neben uns die Saunameister, die eine Stunde vorher für uns noch den heißen Duft halbnackt im Handtuch gewedelt haben. Der Abend und somit der gesamte Tag nähert sich seinem Ende und wir gehen gemeinsam zurück ins Hostel und jeder legt sich zufrieden und gut erholt in sein Bett.

Am nächsten Tag wach ich gut erholt, top fit und munter auf. Jonas und ich frühstücken zusammen. Anschließend suche ich das Cafe Rossini auf, um weiter zu schreiben und meine Erlebnisse festzuhalten. Darüber hinaus muss ich wieder einige organisatorische Arbeiten erledigen, die keinen Aufschub dulden. Das Schreiben gelingt mir besonders gut und ich bin immer noch überrascht, wie ich ohne viel Überlegung die passenden Worte finde.

Ich trinke wie immer nach einer Bergtour frisch gepressten Orangensaft. Das tue ich mittlerweile wie ein regelmäßiges Bergsteiger Ritual immer nach einer erfolgreichen Tour, seitdem ich damals im Winter 2013 den Toubkal und alle weiteren 4000er im hohen Atlas in Marokko bestieg und anschließend unten in Marrakesch den gefühlt besten, frisch gepressten Orangensaft meines Lebens getrunken habe. Diesmal bin ich jedoch nicht allzu produktiv, denn ich bin hauptsächlich mit Datenmanagement und Pflege beschäftigt. Ich weiß klingt total langweilig und ätzend, ist aber leider notwendig, wenn man viele Bilder schießt und Eindrücke festhalten und teilen möchte. Anschließend gehe ich ins Cafe Pöhl, da es einfach so unglaublich war und esse zwei Stück veganen Kuchen, der mich einfach nur vom Hocker haut.

Ich organisiere mir ein Handy Werkzeug, um an meine SIM- und Speicherkarten zu gelangen, die für die zukünftige Reise aufgeräumt und organisiert werden müssen, denn auch das gehört zum Datenmanagement. Zwei Straßen weiter finde ich einen Döner-Imbiss und esse dort einen Falafel Teller. Ich muss nun meine Weiterreise planen und entscheiden, wie es ab hier weiter geht. Ob ich nach Malta oder Neapel reise oder ob ich mich bereits auf den Weg nach Osten in Richtung Istanbul begebe. Dazu muss ich meine Optionen ausloten. Es ist alles immer eine Frage der Zeit und des Geldes, denn ich kann nicht völlig willkürlich ohne auf mein Budget zu achten, an jeden beliebigen Ort zu unsummen reisen. Ich muss meine Reise clever und mit Bedacht planen, um kosteneffizient zu sein, aber gleichzeitig Spaß und Freude an der Reise haben, um Orte zu besichtigen, nach denen es mein Herz verlangt. Also gehe ich zum Bahnhof und recherchiere Verbindungen nach Neapel, denn ich erhoffe mir, dass ich von dort aus günstig nach Malta komme. Warum ich nach Malta möchte? Eigentlich nur, um dort auf dem höchsten Berg bzw. “Erhebung” zu stehen, denn diese fehlt mir noch in der Europas Gipfel Liste. Falls ihr nicht wisst wovon ich genau spreche. Ich habe im Jahr 2019 ein Projekt namens Hiking for Europe initiiert und damals nahezu alle höchsten europäischen Berge eines jeden europäischen Landes mit einem Local bestiegen. Mehr dazu erzähle ich euch ein anderes Mal. (Oh, ich merke schon… Es gibt außer dieser Weltreise noch viel zu erzählen und zu berichten.)

Ich prüfe die Optionen am Bahnschalter und hatte Italien immer als günstiges Bahn bzw. Zugland in Erinnerung. Aber irgendwie sind mir diese Optionen alle zu teuer. Da bin ich mit dem Flugzeug sogar günstiger.

Zurück im Hotel bemerke ich, dass mein Laptop, den ich die ganze Zeit unterm Arm getragen hatte, weg ist. Oh no… das wäre nun überhaupt nicht gut!

Die blanke Verzweiflung bricht in mir aus und ich renne hastig zu allen Stationen und Orten des Tages, um meinen Laptop zu finden. Nichts. Er ist nirgends zu finden. Keiner der Ladenbesitzer hat ihn gesehen oder die Läden, wie das Cafe Pöhl oder der Gaming Laden, in dem ich mir das Handy Werkzeug organisiert habe, in denen ich war, sind bereits geschlossen. Ich stelle mich auf das Schlimmste ein. Meine Daten, meine Bilder, nahezu meine gesamte digitale Existenz wären verloren. Ich könnte heulen und bewahre dennoch die Fassung. Freunde und Familie versuchen mich über meinen Verlust zu trösten und sprechen mir Mut zu. Völlig geknickt und resignierend lege ich mich früh ins Bett und falle unruhig in den Schlaf. An eine weitere Planung meiner Reise ist in diesem Zustand heute nicht mehr zu denken. Es hilft nur eine Sache. Hinlegen, Augen zu und schlafen. Das ist manchmal die beste Strategie die ich habe.

Am Morgen des 09. September 2022 wache ich auf. Ich bin nun den dritten Tag in Meran. Es gefällt mir hier zwar sehr, aber ich möchte auch gerne weiterziehen. Aber nun muss ich erstmal eine Lösung für mein Dilemma mit meinem Laptop finden. Ich wache spät und geknickt auf und gehe demotiviert zum Frühstück. Ich räume mein Zimmer, da ich heute weiterziehen will. Ich packe also meine Ausrüstung zusammen, ziehe meine Regenjacke an und streife das Raincover über meinen Rucksack, denn es regnet draußen. Ich checke an der Rezeption aus und gehe zum Bahnhof, um mit der Bahnpolizei zu sprechen, ob ich Zugriff auf die Kameraaufnahmen erhalten könne und ob vielleicht inzwischen mein Laptop gefunden wurde. Es schien mir wie der Witz des Jahrhunderts, als der Beamte mir mitteilte, dass die Kamera nicht funktioniert. Er kontaktiert jedoch alle Kollegen, Reinigungspersonal oder sonstige Mitarbeiter des Bahnhofs und ist tatsächlich gewillt mir zu helfen. Aber auch ein paar Telefonate und Beziehungen mit allen Bahnhofsmitarbeitern bringen meinen Laptop leider nicht zum Vorschein. Auch bei den Carabinieri werde ich nicht fündig, genauso wenig wie der Stadtpolizei. Bleibt also als letztes nur noch die Meldung beim Fundbüro und die Hoffnung, dass jemand den Laptop dort abgibt, wenn er ihn gefunden hat. Ich akzeptiere die Tatsache wie sie ist und suche als Konsequenz einen Mediamarkt auf. Dort kaufe ich mir einen neuen Laptop, eine 1TB SSD Festplatte und Zubehör.

Ich habe ja keine andere Wahl. Ich benötige diese Dinge, wenn ich während meiner Reise unterwegs davon berichten will und ein Buch darüber schreiben möchte. Also beiße ich in den sauren Apfel und akzeptiere die Tatsache, wie sie ist, und ergreife entsprechende Maßnahmen, damit es weitergehen kann. Jammern und bedauern bringen mich an dieser Stelle nicht weiter und ich habe so gut wie alles getan, was in meiner Macht stand. Ich bin gerade in der Nähe des Gaming Ladens, in dem ich das Handy Werkzeug organisiert hatte. Ich frage dort nochmal nach, ob ich meinen Laptop dort vielleicht liegen lassen habe. Der Mitarbeiter erinnert sich an mich und sagte, er könne sich gar nicht erinnern, dass ich einen Laptop unterm Arm hatte, das wäre ihm wohl aufgefallen, wenn es so gewesen wäre. Die Aussage erscheint mir widersprüchlich zur Aussage, die der Mann im Dönerladen von sich gab, denn er meinte, ich hätte den Laptop noch unter meinem Arm gehabt. Also ging ich nochmal etwas stutzig zum Cafe Pöhl, in dem ich die zwei Stücken veganen Kuchen gegessen hatte und das gestern Abend bereits geschlossen war, als ich panisch nach meinem Laptop suchte. Ich trete zur Tür herein und sofort kam mir die junge Dame hinterm Tresen entgegen und überreichte mir meinen verloren geglaubten Laptop mit allem was dazu gehört. Ich kann mein Glück kaum fassen und bin den Tränen nahe. Ich hatte bereits nicht mehr daran geglaubt, dass ich den Laptop wieder finde und habe mich damit abgefunden, dass womöglich ein Großteil meiner Bilder nur noch als Erinnerung in meinen Gedanken bestehen bleibt. Ich bedanke mich vielmals, bin total gerührt und lasse den Damen eine kleine finanzielle Anerkennung als Finderlohn und Dankbarkeit für ihre Ehrlichkeit zukommen. Völlig erleichtert und glücklich kann ich nun wieder einen klaren Gedanken fassen und beschließe, dass Neapel und Malta zu umständlich und zu teuer sind. Da morgen also am 10. September mein Geburtstag ist, beschließe ich, dass ich meinen Geburtstag in Rom verbringen möchte. Also ziehe ich mein Handy aus der Hosentasche, reserviere mir eine Fahrt per Flixbus von Bozen nach Rom.


Ich steige in den Zug von Meran nach Bozen, um zum Busterminal zu gelangen und steige in den Nachtbus nach Rom ein.

Ich verstaue meinen sperrigen Rucksack unten im Bus, suche mir einen Platz, mache es mir gemütlich, höre ein Hörbuch über Audible und schlafe ein, während die italienische Landschaft und Städte in der Dunkelheit an mir vorbei ziehen.


Rom! Ich komme!!!

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